Kunst im öffentlichen Raum

Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus im Oberen Drautal

Hans-Peter Profunser

(c) Ageide.at
Format
Erinnerungsort, Skulptur
Dauer
permanent
Jahr
2012
Ort
Greifenburg
Auftraggeber
Kulturverein Kuland

Der Verein kuland hat nach Vorarbeiten seit 1996 im Jahr 2005 mit dem Projekt “Aus dem Gedächtnis in die Erinnerung. Die Opfer des Nationalsozialismus im Oberen Drautal” begonnen. Es gelang, die Biografien von 39 Menschen zu rekonstruieren, die von den Nationalsozialisten ermordet worden sind. Viele von ihnen stammten aus dem Oberen Drautal, manche wurden in den Dörfern getötet, manche von hier aus in die Konzentrationslager der Nationalsozialisten deportiert, von manchen fehlt bis heute jede Spur.

Es waren Menschen, die nicht in die nationalsozialistische Vorstellung von einem “gesunden Volkskörper” passten, die aus rassistischen Gründen verfolgt wurden, die aus politischer Überzeugung Widerstand leisteten, die aus religiösen oder anderen Gründen nicht (mehr) am NS-Krieg teilnehmen wollten und desertierten; es waren Zwangsarbeiter, die an ihrem Los verzweifelten oder Kriegsgefangene, die sich befreien wollten.

Die Nationalsozialisten haben versucht, ihre Namen auszulöschen, ihnen Nummern statt Namen zu geben, sie in namenlosen Gräbern zu verscharren. Erst das Erinnern gibt den Verfolgten ihre Namen und damit ihre Würde zurück. Nach einer Reihe von Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen in den Dörfern des Oberen Drautales beauftrage der Verein im Jahr 2008 den Berger Bildhauer Hans-Peter Profunser mit der Entwicklung eines Modells für eine bleibende Gedenkstätte.

Als langjähriger Begleiter und Beobachter des Projektes erarbeitete Hans-Peter Profunser in Zusammenarbeit mit kuland ein Modell nach dem Leitmotiv “Aus dem Gedächtnis in die Erinnerung”. Im Mai und Juni 2011 wurde das Modell einer begehbaren Skulptur mit ausziehbaren Erinnerungsfenstern der Bevölkerung präsentiert und mit einer Bausteinaktion für die Realisierung begonnen. Nachdem die Deckung der Materialkosten gesichert war, begann Hans-Peter Profunser in seinem Freiluftatelier am Oberberg mit dem Bau der etwa 20 m langen Gedenkstätte.

Im Frühjahr 2012 konnte kuland schließlich einen geeigneten Aufstellungsort für das Denkmal finden und in der Nähe des Bahnhofes von Greifenburg ein Grundstück von den ÖBB anmieten. Die Bauverhandlung verlief ohne Einwendungen von Behörden und Anrainern. In der letzten Oktoberwoche wurde das Denkmal in sechs Teilen an den Standort transportiert und aufgestellt.

Auf der Erläuterungstafel zum Denkmal ist folgende Widmung zu lesen:

“In den Jahren der Herrschaft des Nationalsozialismus (1938–1945) wurden mindestens 40 Menschen im und aus dem Oberen Drautal aus politischen Gründen getötet. Ihnen und allen Überlebenden der Verfolgung ist diese Gedenkstätte gewidmet. Die Namen der Getöteten sind in den ausziehbaren Erinnerungsladen lesbar. Unter den Verfolgten waren Widerstandskämpfer und NS-Gegner, Kriegsgegner, Wehrmachtsdeserteure, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, Menschen, die dem Rassismus und der NS-‘Euthanasie’ zum Opfer fielen und dem Regime aus anderen Gründen als ‘lebensunwert’ galten, Menschen, die sich nicht fügen wollten oder konnten.”

Der Verein aegide betreut das Denkmal. Er setzt sich aus den Initiatoren des Denkmals, dem Künstler und Mitgliedern des Kulturvereines kuland zusammen, der das Projekt im Jahr 2004 initiiert, es seither organisiert, mitfinanziert und bis zur Eröffnung getragen hat.

 

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Michaela Wiegele und Alois Hechl-Kreuter, Das doppelte Kreuz, Kunstinstallation für Kunst im Dom 2019, Klagenfurt, Foto: Dompfarre

Das doppelte Kreuz

Michaela Christiane Wiegele, Alois Hechl-Kreuter

Dauer
temporär
Vergabe
Direktvergabe
Jahr
2019
Ort
Klagenfurt am Wörthersee
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