Kunst im öffentlichen Raum

Bist du Teil davon?

Das Interesse an künstlerischer Arbeit im öffentlichen Raum ist ungebrochen. Die hier relevanten Aufgaben, gesellschaftliche Fragen, historische, wirtschaftliche und soziale Perspektiven reizen die Künstler_innen genauso wie der Dialog und die direkte Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen.

Ansprüche und Schutzbedürfnisse Einzelner im öffentlichen Raum relativieren aber die Möglichkeiten der Kunst. Kunst befindet sich in einen Kampf um den dichter werdenden Stadtraum. In den Städten ist Raum teuer und wird immer teurer. Nicht nur Wohnraum wird zu einem knappen Gut. Wo neue Quartiere entstehen, wird der Grund teuer verkauft, der Raum verdichtet und auch der öffentliche Stadtraum zum Luxusgut. Immer kleiner geplante Grünanlagen und Plätze sind letzte kostbare Gemeinschaftsräume. Auch wo öffentliche Räume einst noch großzügig angelegt wurden, in den Luxuszentren der Innenstädte, ist er bedroht. Nicht durch Nachverdichtung, sondern durch Privatisierung.

Daher stellt sich Künstler_innen einmal mehr die Frage: Bist du Teil davon? Wenn die Kunst einen Platz in der Öffentlichkeit beansprucht, dann indem ihre Produzent_innen den gesellschaftlichen Verhandlungsspielraum anerkennen. Denn sie konkurrieren mit Stadtmöblierung, Werbung und kommerziellen Events um Straßen und Plätze. Mit Plakaten, Fotografie, Licht, Design und Installationen mischen sie sich in die Alltagswelt. Sie greifen Fragen, Inhalte und Herangehensweisen von Massenmedien auf und setzen neue künstlerische Maßstäbe. Nicht zuletzt entwickeln sie auch subversive Strategien der fast unbemerkten Implementierung von Kunst über Graffiti und Performance.

Künstler_innen werden Teil der Öffentlichkeit, indem sie sich einzelne Teilöffentlichkeiten als Publikum suchen. Sie treten in einen Dialog und zuweilen in einen kreativen Prozess, der mit Partizipation auf die Gestaltung und Veränderung von gesellschaftlicher Situation und gewähltem Umfeld zielt. In der vom Rückzug ins Private, Konsuminteressen und Politikverdrossenheit geprägten Gesellschaft unternehmen es die Künstler_innen, das Interesse an Teilhabe in der Öffentlichkeit neu zu wecken.

 

Claudia Büttner
Kuratorin, Autorin, öffentlicher Raum, München

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